Sobald die Diagnose funktioneller Hallux Limitus gestellt wurde, wird Ihr Arzt/Ihre Ärztin Ihnen eine konservative Behandlung verschreiben.

Diese Behandlung beinhaltet die Mobilisierung des unteren Sprunggelenks durch einen Experten/eine Expertin, der sich mit dieser Pathologie gut auskennt. Bevor man mit den verschiedenen Dehnübungen anfangen kann, muss man eine freie Sehnengleitbewegung des langen Grosszehenbeugers erzielt haben. Es ist schwierig, wenn nicht unmöglich, diese Gelenksbewegungen selber zu vollbringen. Die Physiotherapie-Übungen werden dann zu Hause selber gemacht.

Diese Bewegung hat den Zweck, den Seileffekt (Tenodese) des langen Sehnenbeugers (FHL, Flexor Hallucis Longus), der an der Passage durch den Tarsaltunnel entsteht, zu lösen. Dies wird durch Manipulationen des unteren Sprunggelenks erzielt. Wir haben dieses Manöver „Staubsaugerkabel“-Manöver genannt, (analog zum Staubsaugerkabel, das an einer Ecke des Zimmers blockiert wird und das man freilegen muss, damit es wieder gleiten kann). Dieses Manöver besteht daraus, den Fuss zu umfassen und in Achsenrichtung des Fersenbeins zu ziehen, um dann mit kleinen Scherbewegungen das Gelenk schrittweise freizulegen. Auf diese Weise ist die Sehne wieder frei und der Stretch Test wird negativ. Die Sehnengleitbewegung muss dann durch regelmäßige, spezifische Übungen trainiert werden, damit sie weiterhin frei bleibt.

Osteopathie ist eine Ergänzung zur Physiotherapie. Der funktionelle Hallux Limitus (fHL) bringt die Gehmechanik durcheinander, was Konsequenzen auf den gesamten menschlichen Körper und vor allem auf das Lenden-Becken-Bauch Scharnier hat. Gelenksblockaden, wie zum Bespiel am Iliosakralgelenk oder dem Lenden-Becken-übergang, werden oft festgestellt und müssen parallel zur Physiotherapie durch angemessene Manipulationen gelöst werden. Diese gemeinschaftliche Herangehensweise ist für eine umfassende Behandlung des fHL vorteilhaft.

Leider ist manchmal die Freilegung nur von kurzer Dauer und die Einklemmung kehrt zurück, trotz wiederholter Manipulationen und Dehnungsübungen des FHL. Physiotherapeuten/-innen und Osteopathen/-innen, die diese Pathologie gut kennen, sprechen nach 6-8 ordentlich ausgeführten erfolglosen Sitzungen von einem Scheitern. Dann können gut angepasste Schuheinlagen vorgeschlagen werden, um das Fussabrollen zu steuern und das durch den fHL provozierte Stampfen zu minimisieren.

Die orthopädische Behandlung beschränkt sich nicht auf das Lösen der Sehne und des Rückfusses. Sobald der Fuss gelöst ist, muss man ihn „wiederbeleben“, indem man die kurzen Fussmuskeln stärkt, um eine gute Grundlage zu schaffen. Ein spezifisches Rumpfstärkungsprogramm für die intrinsische Muskulatur ist nützlich, um das Resultat auf lange Sicht beizubehalten.

Schlussendlich wäre das Programm nicht komplett, ohne die „nach vorne gebeugte“ Haltung, bedingt durch den fHL, zu korrigieren. Die Muskelaufbauübungen für die Lenden-Becken-Abdominal Region sind auch hier sehr wichtig, um den Körper in einer guten Position zu halten. Man verbessert so den Muskeltonus der Gesäß-und Oberschenkelmuskulatur und generell die Stabilität. Dieses Programm kann eventuell im Rahmen von Kursen, die auf diese Art der Muskelstärkung ausgerichtet sind, weitergeführt werden (Yoga, Pilates…).

Die chirurgische Behandlung bleibt die effizienteste Behandlung, falls eine konservative Therapie nicht anschlägt. Zu bemerken ist, dass diese von Anfang an indiziert sein kann, vor allem wenn die Mobilisierung des unteren Sprunggelenks schwierig oder unmöglich ist.

Grundlage

Um das Sehnengleiten des langen Grosszehenbeugers wiederherzustellen, muss das untere Sprunggelenks gelöst werden. Ein spezifisches Manöver wurde beschrieben, um die Einklemmung der Sehne zu lösen, welches „Staubsaugerkabel“-Manöver heißt. Warum? Durch Analogie zum Kabel des Staubsaugers, das sich unter einem Tischbein festklemmt und dort blockiert ist, egal, welche Zugkraft man ausübt. Um die Sehne freizulegen, genau wie das Staubsaugerkabel, muss man die Achse der Zugkraft ändern. Wie? Man übt eine Zugkraft in der Achse des Fersenbeins aus, währenddessen man subluxierende Bewegungen, nach innen und außen, vornimmt. Man stellt somit schrittweise das untere Sprunggelenk frei und gibt der Sehne mehr Platz zum Gleiten. Sobald die Sehne gelöst ist, wird der Stretchtest negativ. Man kann daraufhin das Sehnengleiten üben, indem man spezifische Dehnübungen macht. Man muss jedoch daran denken, dass die Dehnübungen nur mit einem gelösten unteren Sprunggelenk möglich sind.