Der Fuß ist per Definition ein Gleichgewichtsorgan. Während der Lauf-Bewegung synchronisiert er die Bewegungen des Körpers, indem er anhand eines exakten Schemas abwechselnd von Pronation in Supination übergeht. Physiologischerweise findet das Auftreten auf den Boden in leichter Supinations- oder neutraler Position statt, und am Anfang der Stützphase platziert sich der Fuß in Supination. Am Ende der Stützphase geht der Fuß in Pronation über, um dann im Moment des Abstoßens wieder zur Supination zurückzukehren. Durch eine quasi automatische Zwischengelenks- Synchronisation (vor allem findet die innere Tibialrotation gleichzeitig mit der Fuss-Pronation und die äußere Rotation mit der Supination statt), richtet sich die dynamische Architektur der unteren Extremität auf die Position des Fußes aus. Die Bezeichnung « dynamisch » wird hier benutzt, da die Position während der Bewegung genauso maßgebend ist wie die Muskelaktion. So wie ein Schiffsbug bei Wellengang, schaukelt der Fuß beim Laufen zwischen Pro- und Supination -nach einem genau kodifizierten Rhythmus und mit Geschmeidigkeit- hin und her, so dass das Abfedern und die gleichmäßige Verteilung der Last auf die Gelenke abgesichert wird.

Der fHL bringt diese Präzisionsmechanik durcheinander, indem er den Zeitpunkt des Übergangs von Pronation zu Supination verschiebt. Daraus entsteht eine übermäßige Supination während der Abdruckphase. Das Aufkommen auf den Boden wird verstärkt und steigert die Last auf die Gelenke. Darüber hinaus ist der Übergang in Pronation am Ende der Standphase heftig und bewirkt einen destabilisierenden Schaukeleffekt, der schwerwiegende Konsequenzen haben kann (zum Beispiel einen Kreuzbandriss). Dieser Mechanismus wiederholt sich bei jedem Schritt und wenn man durchschnittlich von ungefähr 5 Millionen Laufzyklen pro Individuum pro Jahr ausgeht, verursacht er letztendlich Überlastungsläsionen und Kompensationsmechanismen auf allen Ebenen.

Laufanalyse

Die Laufanalyse ist in der Sprechstunde möglich und wenige Schritte genügen, um den für den fHL typischen Streicheffekt, der während der Schwungphase auftritt, aufzuzeigen. Auch die Gleichgewichtstests sind oft sehr aufschlussreich: ein Abkippen in Pronation ist häufig ein Kennzeichen des fHL. Die Untersuchung der Schuhe ist sehr nützlich. Wenn man noch genauer sein will und den Patienten/-innen auf einem Laufband laufen lässt, kann man manchmal feststellen, dass es ihm unmöglich ist, den großen Zeh während des Abstoßens nach hinten zu beugen, so wie untenstehend illustriert.

Das Laufen auf einem Laufband zeigt noch deutlicher die Mängel, die während des Gehens ersichtlich werden und unterstreicht die Auswirkungen des fHL auf die darüber liegenden Gelenke. Der Einfluss auf die Haltung wird durch die Folgeschäden auf Höhe der Lenden-Becken-Region besonders gut ersichtlich. Die in externer Rotation aufgesetzte Ferse verringert den Hebelarm des mittleren Gesäßmuskels, dem entgegengesetzt verursacht dies im selben Zug ein Abkippen des Beckens während der Standphase.